10 Jahre Schule ohne Grenzen

Seit nunmehr 10 Jahren findet in der Schule ohne Grenzen (SOG) Deutschunterricht für Geflüchtete statt. Voraussetzungslos, unter Wahrung ihrer Anonymität und jenseits behördlicher Zugangsregelungen können Geflüchtete, die keine andere Chance auf Bildung haben, hier Deutsch lernen.

Entstanden ist das Projekt 2013. Hunderte junger Afrikaner flüchteten damals aus Libyen zunächst auf die italienische Insel Lampedusa. Von dort kamen sie nach Hamburg und forderten ein dauerhaftes Bleiberecht. Vielen bekannt als die Gruppe ‚Lampedusa in Hamburg‘. Im Herbst 2013 wurden viele von ihnen per Winternotprogramm in Containern untergebracht. Unter anderem auf dem Gelände der Christianskirche Ottensen. Eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen entschloss sich, diesen Männern Deutschunterricht anzubieten. Anfangs stand vor allem das Erlangen des Zertifikats A1 durch eine externe Prüfung im Vordergrund. Heute streben die meisten Schüler*innen der SOG ein B1- und später ein B2-Zertifikat an, um eine Ausbildung oder qualifizierte Arbeit beginnen zu können.

Im Herbst 2015 wurden von der Kirchengemeinde weitere Räume für Lerngruppen zur Verfügung gestellt, denn sowohl die Zahl der Geflüchteten, aber auch die der freiwillig Engagierten stieg. Heute gibt es drei Vormittagskurse und einen Nachmittagskurs, deren Zeiten sich an der (bis vor kurzem) eingeschränkten Gültigkeit vieler HVV-Abos von Geflüchteten, die aus dem gesamten Stadtgebiet kommen, orientieren. Auch Nachhilfe außerhalb der Unterrichtszeiten für Schüler*innen, die besondere Unterstützung brauchen, wird durch Ehrenamtliche organisiert.

Eure Hilfe zu Beginn meiner Zeit in Deutschland war unbezahlbar. Als meine ersten Kontaktpersonen zu den deutschen Menschen und eurer Kultur habt ihr mir viel Sicherheit gegeben. (…) Durch eure Unterstützung habe ich meine B1 und dann B2 und schließlich fast C1 bestanden. (…) Eure Geduld und Ermutigung haben mich stets motiviert, mein Bestes zu geben.“ (Nadja, Hamburg/Afghanistan)

2016 entstand die Idee, in den Räumlichkeiten der Bernadottestraße weitere Begegnungsangebote für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung anzubieten: im Frühjahr 2017 wurde das WillkommensKulturHaus (WKH) eröffnet. Zwei festangestellte Mitarbeiterinnen und viele Ehrenamtliche gestalten diesen Ort und seine vielfältigen Angebote. Dazu gehören neben der Schule ohne Grenzen etwa themenorientierte Spaziergänge, Workshops, ein Sprechcafé, ein Computerkurs, eine Nähwerkstatt, Sport-, Musik- und Tanzveranstaltungen. Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Religionen und sexueller Orientierungen begegnen sich hier mit Respekt, freundlichem Interesse und Neugier und machen diesen Ort zu dem, was es ist: Ein WillkommensKulturHaus und eine Schule ohne Grenzen.

https://www.kirche-ottensen.de/handeln/willkommenskulturhaus/