Neuer „Ratgeber für das Ehrenamt“

Angesichts der Anzahl der geflüchteten Menschen ist die Hilfsbereitschaft in Hamburg erfreulich groß. Aber oft fehlen Freiwilligen die notwendigen Informationen. Sie wissen nicht, wie sie am besten helfen können oder wohin sie sich mit Fragen wenden sollen. Als erster Einstieg für solche Ehrenamtlichen sind diese Online-Informationen gedacht. Das Heft erklärt, wie das Asylverfahren in Hamburg funktioniert (im Unterschied zu anderen Bundesländern), gibt Tipps für den Umgang mit Geflüchteten und listet Adressen auf, die bei der Vernetzung helfen.

Sie können sich den „Ratgeber für das Ehrenamt“ hier herunterladen oder ihn über das Freiwilligenzentrum Hamburg bestellen.

Stellungnahme der Diakonie

„Zum Bedauern der Diakonie Deutschland setzt der Gesetzesentwurf [zur besseren Durchführung der Ausreisepflicht, Anm. d. Red.] mit zum Teil verfassungsrechtlich bedenklichen Regelungsvorschlägen auf Inhaftierung und Überwachung sowie Maßnahmen von zweifelhafter Geeignetheit, die der schnelleren Abschiebung dienen sollen. Durch die Neuregelungen würden die Grundrechte von Asylbewerbern und Geduldeten erheblich eingeschränkt. Nach Auffassung der Diakonie Deutschland stünde dem weder ein Sicherheitsgewinn noch eine im Gesetzestitel avisierte bessere Durchsetzung der Ausreisepflicht gegenüber. Statt Abschiebung und Ausgrenzung sollte dagegen das Bleiberecht für längerfristig Geduldete mit guten Integrationserfolgen verbessert werden.

Die Diakonie Deutschland kritisiert insbes. die Einführung der Länderöffnungsklausel für eine unbefristete Wohnpflicht in (Erst-)Aufnahmeeinrichtungen und die erleichterte Verhängung der Abschiebehaft. …“

 

Hier können Sie die vollständige Stellungnahme der Diakonie zum Gesetzesentwurf vom 16.03.2017 lesen.

 

Hinweis: Eine eventuelle Umsetzung des Gesetzesentwurf ist Ländersache. Die Bundesländer haben einen weiten Regelungsspielraum: nicht alles, was das Bundesgesetz erlaubt, muss umgesetzt werden und auch nicht alles, was das Bundesgesetz erlaubt ist europarechts- und verfassungskonform.

Erklärung zur Familienzusammenführung

„Familien werden zerrissen. Die seelische Not der Angehörigen wächst, und psychisch Kranke werden zunächst traumatisiert. Angehörige im Ausland bleiben ohne Schutz, und die Bemühungen um Integration hier werden nachhaltig unterlaufen.“

Die regionalen Flüchtlingsbeauftragten der Kirchenkreise der Nordkirche berichten in ihrer gemeinsamen Stellungnahme von den einschneidenden Folgen der Politik beim Thema Familienzusammenführung:

„Für Asylsuchende, die lediglich den subsidiären Schutz zugesprochen bekommen, ist der Familiennachzug bis 16.03.2018 vollständig ausgesetzt. Seit dem Inkrafttreten dieser gesetzlichen Bestimmung am 17.03.2016 hat sich die Einordnung von syrischen Geflüchteten in diese Kategorie von unter 0,5 Prozent auf 70 Prozent erhöht. Faktisch hat so selbst ein 14-jähriges syrisches Kind kaum Chancen, seine Eltern vor Erreichen seiner Volljährigkeit nach Deutschland zu holen.“

Die Flüchtlingsbeauftragten fordern die unverzügliche Beseitigung der rechtlichen und verwaltungspraktischen Hürden für den Familiennachzug zu Geflüchteten in Deutschland: 

  • Die Abschaffung der Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Geschützte
  • Verkürzung der Wartefristen für Termine bei den Botschaften
  • Beschleunigung der Visaerteilungsverfahren bei den Botschaften
  • Großzügige Erteilung humanitärer Visa zur Aufnahme schutzsuchender Familienangehöriger
  • Stärkung der Beratungsinfrastruktur für Familiennachzug

Fotoausstellung

„wirsprechenfotografisch“

Diese Hamburger Initiative fördert die Integration: ohne notwendige Übersetzungen, nur mit Kameras. Menschen mit Fluchterfahrungen haben die Möglichkeit, mithilfe von Kameras ihr neues Zuhause auf ihre ganz persönliche Art zu entdecken und so besser Fuß zu fassen.

In der Ausstellung „HAMBURG – HARBUNT“ werden Fotografien Harburger Einwohner*innen mit und ohne Fluchterfahrung gezeigt, ein gemeinsames Projekt mit dem Roten Kreuz Harburg. „Unser Ziel war es, die sehr individuelle Wahrnehmung unseres Stadtteils mit den Augen der Flüchtlinge zu reflektieren und in den Motiven zu zeigen, was den Bezirk sowohl städtebaulich als auch landschaftlich so bunt macht. Die Bilder regen dazu an, ein bekanntes Umfeld aus anderer Perspektive zu sehen und damit den Blick für das Vertraute zu hinterfragen.“, erklärt Stephanie Großhardt, Leiterin des DRK-Willkommensbüros.

Nachdem Fotografien der Initiative „wirsprechenfotografisch“ im vergangenen Jahr in den Bücherhallen ausgestellt wurden, war die gemeinsame Ausstellung im März 2017 im Harburger Rathaus zu sehen.  Ab dem 27. April werden die Bilder im DRK-Willkommensbüro, Hohe Straße 4, gezeigt.

Filmtipp

Der Fernsehsender Arte hat am 7. Februar 2017 die Reportage „Auf der Flucht: Kinder spurlos verschwunden“ gezeigt. Der Film  (Deutschland 2016, Länge ca. 52 Min.) zeigt in beeindruckender Art und Weise, wie sehr unbegleitete Minderjährige unter den unmenschlichen Bedingungen für geflüchtete Menschen in Europa leiden.

(Der Film ist in guter Qualität bis zum 8. Mai 2017 in der ARTE-Mediathek verfügbar!)

Hamburg hat Platz!

Der Aktionskreis Hamburg hat Platz fordert, dass Hamburg 1000 Geflüchtete aus Griechenland aufnimmt. Die Kampagne wird unterstützt vom Bündnis Hamburger Flüchtlings Initiativen, dem Flüchtlingsrat, Ottenser Gespräche zu Flucht und Migration, Griechenland Soli-Gruppe, der AG Kirchliche Flüchtlingsarbeit und zahlreichen weiteren Organisationen, Gruppen, Initiativen, Vereine und Bündnissen.

Am 18. März, den Jahrestag des EU-Türkei-Deals, rufen Griechenland-Solidaritätsgruppen, das Netzwerk Welcome2Stay und die Geflüchteten im besetzten Hotel City Plaza in Athen zum internationalen Aktionstag für die Menschen auf der Flucht auf. Wir wollen hier in Hamburg – wie in vielen anderen Städten – ein Zeichen der Solidarität setzen, indem wir an diesem Tag mit einem Flüchtlingscamp auf dem Rathausmarkt zeigen: Idomeni ist überall.

Warum ist das wichtig?

Seit der Schließung der Balkanroute harren rund 60.000 aus Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern vor Krieg und Verfolgung geflohene Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen in Griechenland aus in der Hoffnung, die Grenzen vielleicht doch noch zu überwinden und nach Deutschland gelangen zu können.

Was müssen diese Menschen in ihren Heimatländern erlebt haben, dass sie sich so verzweifelt an die Hoffnung einer Grenzöffnung klammern oder neue, immer gefährlichere Routen auf sich nehmen?!
Die Genfer Flüchtlingskonvention, die Europäische Menschenrechts-Konvention und das universale Recht auf Asyl verlangen von uns, ihnen zu helfen, statt sie Erdogans Regime auszuliefern, das seinen eigenen Bürgern die Menschenrechte verweigert.

Millionen Deutsche haben selbst Flucht vor faschistischer Verfolgung oder Vertreibung aus ihrer Heimat erlebt. Sie erhielten Asyl vor der Befreiung von der Naziherrschaft oder wurden danach in zerstörten deutschen Städten auf-genommen. Wie wäre es ihnen ergangen, wenn sie plötzlich vor Stacheldrahtzäunen gestanden und gehört hätten, „das Boot ist voll, es gibt keinen Platz mehr für euch!“?

Wir begreifen nicht, warum die Menschen im verarmten Griechenland in Zelten, unter freiem Himmel oder in Lagern unter unwürdigen Bedingungen eingesperrt leben müssen, während bei uns Erstaufnahmeeinrichtungen inzwischen wieder freie Kapazitäten haben. Diesen Zustand möchten wir nicht länger schweigend hinnehmen. Hamburg hat nicht nur Platz, sondern wegen erhöhter Steuereinnahmen auch die finanziellen Mittel, für eine sichere Reise in unsere Stadt zu zahlen.

In Abstimmung mit dem Bund können die Bundesländer beschließen, Flüchtlinge aus humanitären Gründen aufzunehmen. Allein im Rahmen des Relocation-Programms der EU, das festgelegt hatte,  160.000 Flüchtlinge, die bis März 2016 in Griechenland und Italien gestrandet waren, auf  andere Länder zu verteilen, hätte Hamburg 700 von ihnen aufnehmen sollen. Aber das ist bisher nicht geschehen und reicht auch bei weitem nicht aus; denn Relocation à la EU berücksichtigt nur einen kleinen Teil der Schutzsuchenden.

Wir fordern daher den Senat und die Bürgerschaft auf zu beschließen, dass Hamburg sich bereit erklärt, zunächst umgehend 1000 Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen, die Transportkosten zu tragen und von der Bundesregierung die Einreisegenehmigungen zu erwirken. Gleichzeitig sind auf schnellstem Wege die wohnungsbaupolitischen Voraussetzungen zu schaffen, um alle Neubürger*innen in regulären Wohnungen unterzubringen.

https://weact.campact.de/petitions/hamburg-hat-platz

 

 

Keine Abschiebungen nach Afghanistan

„Die Sicherheitslage im gesamten Land lässt keine Abschiebungen nach Afghanistan zu. Diese Einschätzung hat das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) in einer aktuellen Studie bestätigt. Angesichts solcher Erkenntnisse weiter an Rückführungen festzuhalten, ist unverantwortlich“, protestierte Dietlind Jochims, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche in ihrer heutigen Pressemitteilung.

Die AG kirchliche Flüchtlingsarbeit unterstützt auch die Pressemeldung des Bündnis Hamburg Flüchtlingsinitiativen (BHFI), das die menschenunwürdigen Abschiebungen als  Erschütterung des Rechtsstaats bezeichnet. Das BHFI weist des Weiteren auf ein deutschlandweites Bündnis hin, dass am 11.02.2017 in vielen deutschen Städten ein Zeichen gegen diese unmenschliche Abschreckungspolitik setzen wird.

Mehr Hinweise zur Situation in Afghanistan finden Sie in unseren aktuellen Newslettern oder unter der Themenseite zu Afghanistan.

Quo Vadis Dublin?

Informationen zur geplanten Asylrechtsverschärfung durch die Dublin-IV-Verordnung

Positionspapier von PRO ASYL zu DUBLIN IV

PRO ASYL kritisiert schon seit vielen Jahren das Dublin-System als inhuman und menschenrechtsverletzend. Die aktuellen Überlegungen der EU-Kommission Dublin-III in Dublin-IV zu reformieren und weitere drastische Verschärfungen vorzunehmen, werden Schutzsuchenden jegliche Chance nehmen, nicht in das für sie zuständige Land abgeschoben zu werden – ungeachtet der individuellen Situation und Bedingungen vor Ort.
Der Entwurf der neuen Dublin-IV-Verordnung, der bereits im Mai 2016 präsentiert wurde und ab Oktober dieses Jahres intensiv in Brüssel verhandelt werden soll, zielt darauf ab, Asylsuchende in dem für sie nach der Dublin-Verordnung zuständigen EU-Staat festzusetzen und jegliche Weiterwanderung in andere Mitgliedstaaten zu unterbinden. In dem aktuellen Positionspapier weist PRO ASYL auf die Verschärfungen der Dublin-Reform hin, die folgende Punkte beinhalten:),
*   Abschaffung von verbindlichen Fristen
*   Beschränkung des Selbsteintrittsrechts
*   Abschiebung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF)
*   Einschränkung von sozialen Leistungen

Das Positionspapier ist unter https://www.proasyl.de/wp-content/uploads/2015/12/PRO-ASYL-Positionspapier-zur-geplanten-Dublin-Reform-Juni-2016-.pdf  abrufbar.
Die Informationen über diese bis dato beispiellose Asylrechtsverschärfung müssen schnell und breit in Strukturen, politischen Gruppen, Hilfsnetzwerken etc. weiterverbreitet werden, damit sich alle Menschen gemeinsam mit Vehemenz dafür einsetzen, dass Dublin-IV in seiner jetzigen Form nicht verabschiedet wird.

Finanzielle Förderung von Patenschaftsprojekten

Das Kooperationsprojekt „Landungsbrücken für Geflüchtete – Patenschaften in Hamburg stärken“ der BürgerStiftung Hamburg und des Mentor.Ring Hamburg e.V. möchte Patenschaftsinitiativen, die sich an Geflüchtete richten, unterstützen.
Einerseits werden Beratungen und Fortbildungen für die Paten und Patenschaftsinitiativen angeboten. Andererseits werden bestehende und sich im Aufbau befindende Patenschaftsprojekte finanziell unterstützt. Anträge können ausschließlich durch in Hamburg ansässige, gemeinnützige Träger gestellt werden und sind spätestens bis zum 15. Juni 2016 einzureichen.
Wer an einer Förderung interessiert ist, findet nachfolgend Informationen zur Antragstellung und zu den Förderbedingungen.

Förderrichtlinien

Ausschreibung Förderung

Checkliste Förderantrag

Landungsbrücken Förderantrag

Leitfaden Projektbeschreibung