Statement d. Flüchtlingsbeauftragten

„Politische Aussagen der letzten Tage, wonach abgelehnte Asylbewerber auch in Terror- und Kriegsgebiete abzuschieben seien, haben Menschlichkeit vermissen lassen. Entgegen der Behauptung von Bundeskanzlerin Merkel ist Afghanistan keineswegs sicher genug für mehr Abschiebungen. Das geht auch aus dem aktuellen Lagebericht des Auswärtigen Amtes hervor. Bereits vor einem Jahr hatte die Erste Kirchenleitung der Nordkirche sich in einem Schreiben an die Innenministerkonferenz dafür eingesetzt, ‚Abschiebungen nach Afghanistan erst dann wieder zu vollziehen, wenn sich die dortige Situation dauerhaft gefestigt hat‘. Davon ist das Land jedoch weit entfernt.

Eine Unterbringung tausender Flüchtlinge in Großlagern, genannt ‚AnkER-Zentren‘ wäre nur scheinbar eine einfache Lösung für effizientere Asylverfahren inklusive Abschiebung. Ausgeblendet wird dabei, dass es um Menschen geht, unter ihnen Eltern und Kinder, über lange Zeiträume auf engem Raum isoliert, ohne jede Integrationsmaßnahme. Jeder Mensch hat in der Zeit  bei uns ein Recht auf Würde, Integration, auf Teilnahme an einem normalen Alltag.

Unmenschlich ist es, junge Flüchtlinge sich selbst zu überlassen und von ihren Eltern zu trennen, Väter und Mütter von ihren Kindern, Verheiratete von ihren Ehepartnern. Wir sagen als Kirche ganz klar: Familien gehören zusammen; das fördert Integration und stärkt die soziale wie psychische Stabilität jedes Menschen.

Zur öffentlichen Diskussion in diesen Tagen gehören auch Trauer und Entsetzen über das entsetzliche, unmenschliche Gewaltverbrechen in Wiesbaden. Wie viele Menschen fühle auch ich mich besonders den Angehörigen und Freunden, die um Susanna trauern, in Mitgefühl und Gebeten verbunden. Der Täter von Wiesbaden muss sich wie alle Täter vor einem deutschen Gericht verantworten. Zugleich gilt: Für ein friedliches Zusammenleben ohne Angst und in Würde in diesem Land brauchen wir selbstverständlich Rechtsstaatlichkeit, aber zugleich nicht weniger, sondern mehr Menschlichkeit.“

Pastorin Dietlind Jochims, Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) für Migrations-, Asyl- und Menschenrechtsfragen

 

Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche und die AG kirchliche Flüchtlingsarbeit Hamburg unterstützen die Aktion: ankern statt Zentren  der Diakonie Hessen.


Mit der Aktion „ankern statt Zentren“ wollen wir ein Zeichen setzen gegen Ausgrenzung, Abschottung und Rassismus.
Die Grund- und Menschenrechte gelten allen! Einem Willkommen 2.0 muss es darum gehen

·        Flüchtlinge schnell in Gemeinwesen ankommen und ankern zu lassen, statt sie lange in Großlagern zu isolieren;
·        das individuelle Recht auf Asyl zu erhalten, statt Geflüchtete nach vermeintlichen Bleibeperspektiven zu sortieren;
·        Angehörige nachziehen zu lassen, statt Familien zu trennen.

Materialien, gute Argumente, die gegen Ankerzentren ins Feld geführt werden können, und Bestellmöglichkeiten finden Sie hier: https://menschen-wie-wir.ekhn.de/projekte/aktion-ankern-statt-zentren.html 

Die Materialien sind kostenlos – eine Spende ist natürlich immer willkommen.
Positionierungen der Diakonie Deutschland und der Rechtsberaterkonferenz  zum Thema Ankerzentren finden Sie hier:
https://menschen-wie-wir.ekhn.de/startseite.html