„Rassismus ist ein Denkmuster: Es prägt bewusst oder unbewusst unsere Wahrnehmung von anderen Menschen und Gesellschaften, sowie unsere Selbstwahrnehmung. Es beeinflusst unser Handeln und unsere Gefühle. (…) Wenn wir gegen Rassismus aktiv sein wollen, reicht es also nicht, sich gegen Nazis zu engagieren. Wir müssen uns selbst befähigen, Rassismus auf allen Ebenen wahrzunehmen: auf der institutionellen, strukturellen und individuellen Ebene. Das heißt eben auch – je nach gesellschaftlicher Position – bei uns selbst.“ (Glokal e.V., 2017: „Willkommen ohne Paternalismus – Hilfe und Solidarität in der Unterstützungsarbeit„: S. 29-31)
In Deutschland gibt es ein massives Rassismus Problem: das rassistische Attentat in Hanau, wo Erhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu und Frau R. ums Leben kamen, der antisemitische Anschlag und die dort durch den rassistischen Attentäter verstorbenen Jana L. und Kevin S. sowie der Mord an Walter Lübcke in den letzten Jahren sind nur die traurigen Höhepunkte. Strukturelle Ungleichheit, Ausgrenzung, Bedrohungen und Beleidigungen sind für viele Menschen leider an der Tagesordnung.
Gleichzeitig hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit mittlerweile auf gesellschaftliche und politische Strömungen ausgerichtet, die aus einem Gemisch von ethnozentristischem, nationalistischem und rassistischem Gedankengut ihr Handeln legitimieren. Die Angst vor Überfremdung wird ebenso angestachelt wie auch die Wut gegen „die da oben“. Die Parteien, Gruppen und Menschen bedienen sich einer Propaganda, die sich systematisch der Fehlinformation und Realitätsverleugnung bedient. Für geflüchtete Menschen bedeutet diese Entwicklung eine zunehmende Gefahr, der sie oft schutzlos ausgeliefert sind. Nicht nur die Ablehnung und Gewalt ihnen gegenüber tritt offener zu Tage, sondern ihre politische Situation verschlechtert sich zunehmend.
Der große Druck der nationalistischen und rassistischen Kräfte veranlasst die bürgerlichen Parteien in Deutschland wie Europa die Rechte und Möglichkeiten für geflüchtete Menschen einzuschränken anstatt dieser Gefahr für die Demokratie und einer Spaltung der Gesellschaft entschlossener entgegenzutreten. Es ist der etablierten Politik die Frage zu stellen, warum sie nicht in der Lage ist, der Verantwortung der eigenen Gesellschaft für die Fluchtursachen durch einen breiten Diskurs Raum zu geben.
Beratungsstellen
amira – Beratung bei Diskriminierung wegen (zugeschriebener) Herkunft und Religion bei basis & woge e.V.
empower – Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt:
Kurswechsel – Distanzierungförderung & Ausstiegsbegleitung für Menschen mit (extrem) rechten Einstellungsmustern
Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus
Broschüren und weiterführende Links
Amadeu Antonio Stiftung: Zahlreiche Publikationen zu Rassismus, Antisemitismus und weiteren Diskriminierungsstrukturen
Arbeit und Leben Hamburg: Was daran rechts ist – Verschwörungsideologien erkennen, einordnen und begegnen
Diakonie Deutschland: Umgang mit Rechtspopulismus (2022)
Diakonie Bayern: Populismus in der „Asyldebatte“: Realit-Check und Argumentationshilfe (2023)
Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: „selbst verständlich“ – Handreichung für schwierige Gespräche zum Thema Flucht und Asyl (2016)
Kompass F – Kompetenzentwicklung im Diskriminierungsschutz für Flüchtlinge: „Diskriminierungsschutz für Geflüchtete. Praxisnahe juristische Interventionen zum menschenrechtlichen Diskriminierungsschutz für Geflüchtete.“ Die Handreichung ist mit dem Ziel verfasst worden, Fachkräfte der sozialen Arbeit mit Geflüchteten zu motivieren, ihre Arbeit und Beratung diskriminierungssensibel und rassismuskritisch zu gestalten. Sie soll allen Beratungsstellen als Expertise dienen, auf bestehende Diskriminierungen von Geflüchteten bzw. Zugewanderten rechtssicher reagieren zu können.
Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus: „Was tun gegen rechtes Denken und Handeln“ in leichter Sprache (2022)
Mut gegen Rechte Gewalt – das Portal für Engagement: Chronik flüchtlingsfeindlicher Vorfälle
Pro.fem*: „Broschüre für sexuelle Selbstbestimmung, Vielfalt und Gendergerechtigkeit“ (2022)
Projekt Dekonstrukt: Pädagogische Handlungsmöglichkeiten, Zugänge und Distanzierungsarbeit im Feld der „Neuen Rechten“ (Projekt endete Dezember 2019, Materialien sind weiterhin einsehbar)
Projekt Prisma: Medienpädagogische Intervention im Feld der Neuen Rechten
Hass im Netz begegnen
Antonio Amadeo Stiftung: Was tun gegen Hate Speech?
Material
Bücher
Deutschland Schwarz-Weiß – Noah Sow (Neuauflage 2018)
Exit Racism – Tupoka Ogette (2017, exitracism.de)
Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen müssen – Alice Hasters (2019)
Glossar
AntiDiskriminierungsBüro Köln: Sprache schafft Wirklichkeit – Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch (2013)
Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA): Im Glossar erläutert IDA zentrale Begriffe aus seinen Arbeitsbereichen kurz und verständlich. Das Glossar wird kontinuierlich erweitert und aktualisiert.
Universität Köln: Glossar – Informationen zu verschiedenen Diskriminierungsdimensionen (2022, laufend aktualisiert)
Universität Leipzig: Glossar für diversitätssensible Sprache (2020)
Filme
Bundeszentrale für politische Bildung: Rassismus begegnen – ein Infofilm zu Rassismus (2014)
Dokumentarfilm: I am not your negro (2016)
Reportage: Kreuz ohne Haken – Die Kirche und die Rechten (2017)
YouTube Kanäle
Studien
Afrozensus 2020: In Deutschland leben über 1 Million Menschen afrikanischer Herkunft. Bis jetzt gab es über diese Gruppe kaum weitere statistische Angaben. Der Afrozensus ändert das. Er ist die größte jemals durchgeführte Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland.
DeZIM – Nationaler Diskriminierungs- & Rassismusmonitor: Rassistische Realitäten – Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander? (2021)
Universität Bielefeld: Die geforderte Mitte – Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/2021