„Alan Kurdi“: Neue Mission ab Hamburg

Der Heimathafen des Rettungsschiffes „Alan Kurdi“ ist ab sofort Hamburg und nicht mehr Stralsund. Die Hilfsorganisation Sea-Eye hatte die Heimathafenverlegung beantragt, da die Hansestadt nach Regensburg das wichtigste Zentrum für den Verein sei. Alle für den Schiffsbetrieb relevanten Behörden seien in der Hansestadt vertreten und hätten konstruktiv an der Erfolgsgeschichte der „Alan Kurdi“ mitgearbeitet, hieß es.

Einsatz vor lybischer Küste

Das Schiff legte vergangene Woche zu seiner siebten Rettungsmission ab. Insgesamt 20 Crewmitglieder aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien sind an Bord. Das Schiff soll nach Angaben der Organisation die libysche Rettungszone am Mittwoch (23. Oktober) erreichen.

Spende von Sea-Watch

Finanziert wird die Mission mit einer Spende von 60.000 Euro der Berliner Hilfsorganisation Sea-Watch. Deren Schiff „Sea-Watch 3“ ist zur Zeit beschlagnahmt und kann nicht auslaufen. Sea-Watch trage die gesamten Missionskosten der „Alan Kurdi“, so Sea-Eye. Die „Alan Kurdi“ sei das erste Schiff einer Hilfsorganisation unter der Bundesflagge. Ihr Einsatz rettete bis heute 253 Menschen das Leben.

(Quelle: epd / Foto: sea-eye.org)

Carola Rackete bei Hamburger Klimawoche

Seenotretterin Carola Rackete wird am Freitag (27. September) an der „European Researchers? Night“ der Hamburger Klimawoche teilnehmen. Auf dem Rathausmarkt wird sie von den Erfahrungen berichten, die sie 2011 bei einer Reise zum Nordpole machte. Der dramatische Verlust der Natur sei schon damals unübersehbar gewesen, berichtet die Kapitänin, die durch ihren Einsatz bei der Seenotrettung im Mittelmeer bekannt geworden war. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.

Im Einsatz für „Sea-Watch“

Rackete hatte im Juni 2019 als Kapitänin der „Sea-Watch“ 53 Flüchtlinge aus Libyen im Mittelmeer aus Seenot rettete und nach wochenlangem Warten trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen der Insel Lampedusa angesteuert.

Die „European Researchers? Night“ ist geprägt von wissenschaftlichen Kurzvorträgen aus zahlreichen Forschungsgebieten. Die Vorträge werden durch Fotos und Filme unterstützt. Themen sind unter anderem die Windenergie, die Bedeutung von Algen, Berichte von Forschungsschiffen und Visualisierungen über das Klima.

(Quelle: epd, Foto: Paul Lovis Wagner / sea-watch.org)

Video-Doku zur Sea-Watch 3

Der Einsatz der Sea-Watch 3 unter Kapitänin Carola Rackete ging um die Welt. Um 40 Geflüchtete, die aus Seenot gerettet wurden, sicher an Land zu bringen, fuhr das Rettungsschiff trotz Verbots in den Hafen von Lampedusa ein.

Eindrucksvolle Dokumentation von Bord

Vorher hatte das Schiff wochenlang vor der Küste kreuzen müssen. Eine Video-Dokumentation von Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg zeigt in eindrucksvollen Bildern die dramatische Rettungsaktion und die Arbeit und das Leben von Helfern und Geretteten an Bord.

Schicken wir ein Schiff

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat ein starkes Zeichen für eine humane Seenotrettung im Mittelmeer gesetzt. Gemeinsam ist eine Resolution verabschiedet worden, die die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und ihre Landeskirchen auffordert, ein eigenes Rettungsschiff auszurüsten und zu entsenden.

Ein Schiff der Nächstenliebe

Bei der Verabschiedung der Resolution sagte Mattea Weihe von der Hilfsorganisation Sea-Watch: „Weil keine Rettungsschiffe durch die Gewässer fahren, die Rettungen durchführen, steigt die Todesrate weiter, wenn wir nicht jetzt handeln. Wir brauchen wieder Schiffe, die Sorge tragen können, dass der nächste Weltflüchtlingstag gebührend gefeiert werden kann. Wir als Sea-Watch wollen gemeinsam mit der Zivilgesellschaft, den Städten und Kommunen, der Kirche und euch allen ein Zeichen setzen und ein Schiff in das tödlichste Gewässer der Welt schicken. Ein Schiff der Gemeinschaft, der Solidarität und Nächstenliebe. Ein Schiff von uns, von euch, von allen.“

Im Mittelmeer Flagge zeigen

Initiator der Resolution ist der Grünen-Politiker Sven Giegold, der beim Kirchentag Teil des Präsidiums ist. „Die EKD und ihre Landeskirchen müssen selbst aktiv werden und im Mittelmeer Flagge zeigen“, so Giegold. Wann es konkrete Schritte gibt, um ein eigenes Rettungsschiff auszurüsten und welche Voraussetzungen die Kirche dafür schaffen müsste, steht derzeit noch nicht fest.

(Foto: www.sea-eye.org)

Sea-Eye Rettungsaktion. Auf völlig überfüllten Schlauchbooten wie diesem, versuchen viele Geflüchtete die Überfahrt nach Europa.

Tausende demonstrieren für Seenotrettung

Am Wochenende haben tausende Menschen in rund 100 deutschen Städten für die Rechte von Geflüchteten, die zivile Seenotrettung und die sofortige Aufnahme von Menschen, die aus Seenot gerettet wurden, demonstriert.

„Man darf Menschen nicht wie Amazon-Retouren hin- und herschicken“, sagte die Flüchtlingspastorin der Nordkirche, Dietlind Jochims.

In Hamburg zählte die Polizei mehr als 3.500 Menschen. Sie demonstrierten für die Freigabe des Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“ und eine ungehinderte Seenotrettung. Zu der Demonstration hatte das Bündnis „Seebrücke“ aufgerufen. Aktionen fanden in ganz Europa statt, der Schwerpunkt lag aber in Deutschland.

(Foto: www.sea-watch.org)