Pro Asyl: Wichtige Erfolge aber auch gravierende Lücken.
Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP liegt vor. PRO ASYL stellt die wichtigsten flüchtlingspolitischen Punkte vor. Neben wichtigen Verbesserungen beim Familiennachzug und Bleiberecht wird von den Koalitionspartnern aber auch einmal mehr auf eine »Rückkehroffensive« und Kooperationen mit Drittstaaten gesetzt.
Schon seit Monaten zeigt sich an der Polnisch-Belarussischen Grenze ein Bild, was mit Humanität und Menschenwürde nichts mehr gemein hat. Schutzsuchende werden in einem geopolitischen Konflikt genutzt, um politische Interessen durchzudrücken und sind der Situation hilflos ausgeliefert. Sie können weder vor noch zurück. Seit einigen Tagen eskaliert die Situation zunehmend: Menschen werden von der polnischen Polizei mit Gewalt nach Belarus zurückgedrängt, bekommen dort keinerlei Versorgung und müssen im (Ur-)Wald ausharren. Hinzukommen nun die kalten Temperaturen.
Trotz der perfiden Art und Weise, wie der belarussische Machthaber Lukaschenko Menschen an die E.U. Grenze schleust und sie als Druckmittel nutzt, kann die Antwort weder Grenzschließung noch illegale Push-Backs heißen.
Wir appellieren an politische Entscheidungsträger*innen, Druck auf die polnische Regierung aufzubauen, das Grundrecht auf Asyl zu gewährleisten und Schutzsuchende einreisen zu lassen. Gleichzeitig müssen humanitäre & medizinische Hilfsangebote von Internationalen Organisationen und NGOs ermöglicht werden, sowie unabhängige Pressevertreter*innen in der betroffenen Region zugelassen werden.
Damit nicht noch mehr Menschen auf dieser Fluchtroute zu Tode kommen, muss umgehend gehandelt werden. Wenn die Europäische Union für Werte wie Humanität und Menschenwürde stehen will, muss sie es jetzt umso mehr zeigen!
Aktion:
Unter dem Titel „Grünes Licht für Aufnahme“ fordern derzeit zahlreiche Organisationen – u.a. die SEEBRÜCKE, ProAsyl, Campact, Kindernothilfe, medico – die alte und neue Bundesregierung auf, Schutzsuchenden und Migranten insb. im polnisch-belarussischen Grenzgebiet zu helfen. Am vergangenen Wochenende wurden dazu tausende Lichter vor dem Berliner Reichstagsgebäude aufgestellt – so wie die Anwohner*innen im polnischen Grenzgebiet. Dort signalisiert das grüne Licht im Fenster, dass Geflüchtete für konkrete Hilfe anklopfen können.
In gleicher Weise sollen in den kommenden Tagen auch in Deutschland bundesweit zehntausende grüne Lichter leuchten – vor allem am 3. Advent, dem 12. Dezember, dem zentralen Aktionstag von „Grünes Licht für Aufnahme“. Wer beim mitmachen möchte, kann dazu kostenfrei Kerzen-Sets mit Teelichtern und grünem Transparentpapier bestellen. Die Sets gibt es mit 1, 3 oder auch 10 Kerzen: https://aktion.campact.de/campact/gruenes-licht/feedback-kerzenset-bestellen. Machen Sie gerne in ihren Kirchen und Netzwerken auf diese Adventsaktion aufmerksam. Weitere Informationen finden Sie hier sowie in den Sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #GrünesLichtfürAufnahme
„Die EU-Kommission schlägt vor, Polen, Lettland und Litauen Sonderinstrumente an die Hand zu geben, um die „Notlage“ an der Grenze zu Belarus zu bewältigen. Dieser Vorschlag ist Teil einer bedrohlichen Entwicklung: der Inszenierung eines permanenten Ausnahmezustands an den EU-Außengrenzen, durch die grundlegende Rechte außer Kraft gesetzt werden.“ Gerne möchten wir in diesem Kontext auf einen Beitrag von Andreas Grünewald von Brot für die Welt verweisen, der die Entwicklungen an der Polnisch-Belarussischen Grenze und vor allem den Umgang der EU damit einordnet. Zum vollständigen Beitrag geht es hier.
„Migration ist kein abstraktes und kein eindimensionales Phänomen. Es geht um konkrete Menschen mit ihren Anliegen und Hoffnungen, um komplexe internationale Zusammenhänge, oft auch um schwierige Abwägungen.“ (S. 10)
Unter dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland am 21.10.2021 gemeinsame Texte zum Thema Migration und Flucht vorgelegt. Seit fast 25 Jahren ist es das zweite Mal. Neben theologischen Einordnungen gibt es vor allem gegen Ende der Publikation auch ganz Konkretes: „Kirchliches Handeln in der Migrationsgesellschaft: Aufgaben und Orientierungen“.
Dort findet sich unter der Überschrift „Humanitäre Härten abwenden“ auch ein Bekenntnis zum Kirchenasyl „als letzter Ausweg, um Gefahren für Leib und Leben abzuwenden. In Anerkennung des Rechtsstaates setzen die Kirchen sich dafür ein, dass staatliche Entscheidungen überprüft werden, wenn unzumutbare Härten für die betroffenen Menschen zu erwarten sind.“ (S. 210)
Wir sind gespannt, welche weiteren Impulse das Migrationswort in Gesellschaft, Kirchengemeinden und Diakonie setzen kann! Denn u.a. mit Blick auf die europäischen Außengrenzen, den Umgang mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan, die gravierenden Mängel beim Familiennachzug gibt es wichtige Handlungsfelder für kirchliches Handeln auf allen Ebenen!
Das vollständige Dokument kann hier digital gelesen bzw. auch bestellt werden.
Sie haben Interesse an weiteren Informationen und Austausch zum Migrationswort der Kirchen? Gerne machen wir sie auf den ökumenischen Fachtag „Migration menschenwürdig gestalten“ zum neuen Migrationswort der Kirchen am 16.12.2021, 11.30 bis 17.30 Uhr aufmerksam.
Anne Harms, Leiterin der kirchlichen Rechtsberatungsstelle Fluchtpunkt und Teil von hamburgasyl, war zu Besuch bei NDRinfo: Im Anfang war das Wort mit Anne Harms.
„Wir viele Menschen können wir bei uns aufnehmen? Anne Harms sagt: „Diese Frage ist ein völlig verkehrter Ansatz: Wir denken alle, das Glück, dass wir in einer Region geboren sind, die derzeit Frieden und Wohlstand erlebt, gibt uns das Recht, zu entscheiden, wer daran teilhaben darf und das sogar um den Preis, dass Andere unsere Abwehr mit unserem Leben bezahlen, woher nehmen wir dieses Recht? Das wäre die richtige Frage!““
Kirchenleitung der Nordkirche appelliert an Landesregierungen
Afghanistan: Gesicherte Perspektiven für Flüchtlinge und Asylsuchende nötig
Schwerin (ce). Die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) appelliert an die Landesregierungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Flüchtlingen sowie Asylsuchenden aus Afghanistan gesicherte Perspektiven in Deutschland zu geben. Dazu gehörten Aufnahmezusagen, humanitäre Visa, ein unbürokratischer Familiennachzug sowie die Erteilung längerfristiger Aufenthaltstitel und auch ein Abschiebestopp nach Afghanistan, heißt es in der Stellungnahme, die den Landesregierungen schriftlich zugegangen ist. Zugleich dankte die Kirchenleitung den norddeutschen Bundesländern für ihre bisherige schnelle und unbürokratische Hilfe bei der Aufnahme von Ortskräften.
Der Beschluss im Wortlaut:
Stellungnahme der Kirchenleitung der Nordkirchezur Situation geflüchteter und gefährdeter Menschen aus Afghanistan
Die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland nimmt mit großer Sorge die Situation in Afghanistan und das Leid der aus dem Land geflüchteten Menschen wahr. Sie sieht Deutschland als beim Einsatz in Afghanistan beteiligtes Land in einer besonderen Verantwortung und appelliert an die Politik, insbesondere an die Landesregierungen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Not der von Gewalt und Unterdrückung im Land betroffenen Menschen zu lindern und den Flüchtlingen eine gesicherte Perspektive in Deutschland zu geben.
Die Kirchenleitung nimmt dabei mit Dank und Anerkennung wahr, dass die norddeutschen Länder schnell und unbürokratisch Aufnahme für bislang ausgeflogene Ortskräfte angeboten haben und verwirklichen. Zugleich ist sie der Überzeugung, dass auch weitere gefährdete Personen sowie die bereits hierzulande asylsuchenden Afghaninnen und Afghanen dringend eine Bleibeperspektive in Deutschland brauchen. Darunter sind auch Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten sowie Menschen, die sich für den demokratischen Aufbau der afghanischen Gesellschaft eingesetzt haben. Die Nordkirche unterstützt daher entsprechende Forderungen zahlreicher Initiativen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft und bittet die Landesregierungen, sich bei der Bundesregierung dafür einzusetzen, insbesondere folgende Maßnahmen zu prüfen und wenn möglich umzusetzen:
1. Die weitere Evakuierung von Geflüchteten aus den Nachbarländern Afghanistans,
2. schriftliche Aufnahmezusagen für gefährdete Menschen, die sich noch in Afghanistan befinden,
3. humanitäre Visa für Ortskräfte und andere gefährdete Menschen nach § 22 Satz 2 AufenthG,
4. einen schnellen und unbürokratischen Familiennachzug zu Angehörigen, die bereits in Deutschland Zuflucht gefunden haben,
5. ein Aufnahmeprogramm des Bundes für gefährdete afghanische Menschen, auch wenn sie sich bereits in Nachbarländern Afghanistans befinden, auf der Grundlage von §23 Abs. 2 AufenthG sowie eigene Aufnahmeprogramme der norddeutschen Bundesländer.
6. eine Aufenthaltsperspektive für Geflüchtete aus Afghanistan, die bereits in Deutschland leben
– durch eine rasche Entscheidung der Asylanträge. Hier ist die besondere Gefährdung afghanischer Christinnen und Christen ist zu berücksichtigen.
– durch die Erteilung längerfristiger Aufenthaltstitel
– durch einen generellen Abschiebestopp nach Afghanistan.
In ihrem Schreiben betonte die Kirchenleitung darüber hinaus, dass alle Bemühungen von Politik und Zivilgesellschaft die dramatische Situation der afghanischen Bevölkerung nur in einem geringen Maße zu lindern vermögen. Sie ruft zur Fürbitte für alle Menschen auf, die unter Gewalt, Unterdrückung und Not leiden.
Rückfragen:
Michael Birgden, Kommunikationsdirektor Organisationskommunikation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Tel.: 040 30620 1105; Mobil: 0151 216 24787, E-Mail: michael.birgden@kommunikation.nordkirche.de
Sonntag, 5. 9. 21 ab 13:30 h und jeden weiteren 1. Sonntag im Monat! Sonntag, 5. 9. 21 ab 13:30 h und jeden weiteren 1. Sonntag im Monat!
Isolation beenden – das Ankommen fördern – faire Asylverfahren sicherstellen
Ankunfszentrum Rahlstedt sofort schließen!
65 Verbände und Organisationen, u.a. der Flüchtlingsrat Hamburg, Diakonie Deutschland, Deutscher Caritasverband, Paritätischer Gesamtverband, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, PRO ASYL und die Landesflüchtlingsräte fordern gemeinsam die Schließung von AnkER-Zentren und Einrichtungen mit ähnlicher Konzeption für die Aufnahme von in Deutschland ankommenden Geflüchteten. Deren Schließung ist sofort geboten, weil der Aufenthalt dort die Menschen zermürbt und entrechtet werden. Das erklärte Ziel, die Ayl- verfahren zu verkürzen, wird nicht erreicht wird. Asylverfahren in diesen Einrichtungen dauern genau so lange wie in allen anderen Erstaufnahmeeinrichtungen, denn große Lager beschleunigen keine Asylverfahren. Das können nur hinreichend viele und gut qualifizierte Mitarbeiter*innen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Im Ankunftszentrum Rahlstedt werden Familien mit Kindern und Alleinstehende z.Zt. bis zu sechs Monate festgesetzt, Alleinstehende in Einrichtungen einiger anderer Bundesländer sogar bis zu zwei Jahre. Dort müssen sich, wie auch in einigen anderen Bundesländern, bis zu über 1000 Geflüchtete auf engstem Raum Mehrbettzimmer, sanitäre Anlagen und Gemeinschaftsräume teilen. Das Hamburger Ankunftszentrum ZEA 2 im Bargkoppelstieg kann mit bis zu 1140 Personen belegt werden! Die Menschen dort haben keine Privatsphäre und sind einer ständigen Kontrolle und Überwachung durch Sicherheitsdienste und Polizei ausgesetzt. Kinder werden meist nur rudimentär direkt in den Lagern beschult, statt die umliegenden Regelschulen zu besuchen. Eine adäquate Kinderbetreuung für die jüngeren Kinder gibt es nicht. Kantinenessen, striktes Sachleistungsprinzip und Residenzpflicht schränken die Selbstbestimmung und die Bewegungsfreiheit der Menschen massiv ein. Zudem finden regelmäßig nächtliche Abschiebungen mit einem Großaufgebot der Polizei statt. Geflüchtete, die zum größten Teil eine lange und schwere Flucht hinter sich haben, leben in ständiger Angst und werden der Gefahr einer Retraumatisierung ausgesetzt. Das betrifft in besonderem Maße vulnerable Geflüchtete, die trotz der in der EU-Aufnahmerichtlinie vorgeschriebenen Verpflichtung gar nicht erst identifiziert werden, geschweige denn eine adäquate Versorgung erhalten. Ehrenamtliche Unterstützer- und Berater*innen, Freund*innen und Angehörige haben nur sehr erschwert oder gar keinen Zugang. Geflüchtete werden, wie im Ankunftszentrum Rahlstedt, oftmals ohne hinreichende unabhängige Rechtsberatung innerhalb kurzer Zeit durch die ersten Schritte des Asylverfahrens bis hin zur Entscheidung über den Asylantrag gepeitscht. Faire Asylverfahren sind unter solchen Umständen nicht möglich! Alle Probleme, die große Lager wie die AnkER-Zentren und Einrichtungen mit ähnlicher Konzeption mit sich bringen, werden zudem durch die Corona-Pandemie wie unter einem Brennglas noch weiter verschärft.
Wir akzeptieren keine Politik, die Geflüchteten weniger Rechte zugesteht! Wir gehen nach Rahlstedt, um ihnen unsere Solidarität zu zeigen und die Isolation zu durchbrechen. Kommt alle und bitte tragt bei der Kundgebung Masken und beachtet die geltenden Abstandsregeln Bundesweit fordern 65 Verbände und Organisationen:
1. Die Abschaffung von AnkER-Zentren und ähnlich konzipierten Einrichtungen sowie die gesetzliche Begrenzung der Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung auf wenige Wochen, maximal drei Monate.
2. Wir wollen Erstaufnahmeeinrichtungen, die das Ankommen der Menschen in den Mittelpunkt stellen und sie bestmöglich auf das Asylverfahren und den Aufenthalt in Deutschland vorbereiten.
Dies beinhaltet:
· Systematische Identifizierung von vulnerablen Personen und ihrer Bedarfe, Umsetzung der daraus folgenden Garantien im Asylverfahren und sozialrechtlichen Ansprüche;
· Gewährleistung eines fairen Asylverfahrens; Sicherstellung einer erreichbaren, behördenunabhängigen Asylverfahrensberatung für die gesamte Verfahrensdauer; Zugang von ehrenamtlichen Initiativen und hauptamtlichen
Beratenden;
· Krankenbehandlung im Rahmen der notwendigen medizinischen Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen;
· Kostenfreie Bereitstellung von Dolmetscherleistungen;
· Möglichst wohnungsähnliche Unterbringung unter Wahrung der Privatsphäre; effektiven Schutz vor Gewalt; Möglichkeiten zur eigenständigen Organisation des Alltags und Abschaffung des Arbeitsverbotes;
· Sozialleistungen, die das gesetzlich festgelegte Existenzminimum zur Führung eines menschenwürdigen Lebens nicht unterschreiten, ohne entmündigende Elemente wie die Sachleistungsversorgung;
· Berücksichtigung der Wünsche der Betroffenen bezüglich des künftigen Wohnorts; Unterstützung bei der Suche nach spezifischen Beratungsstellen und Behandlungseinrichtungen an einem künftigen Wohnort;
· Integration und soziale Teilhabe von Anfang an.
Isolation beenden – das Ankommen fördern – faire Asylverfahren sicherstellen
Wir stehen für die Rechte von geflüchteten Menschen, für ihren Schutz und ihre schnelle und umfassende Teilhabe an der Gesellschaft. Eine Unterbringungsform, die die Menschenwürde verletzt, zur Isolation führt und vor allen Dingen auf Abschiebung orientiert ist, ist ein Irrweg und schadet uns allen. Gemeinsam können wir eine gute Erstaufnahme umsetzen! Der neue Bundestag muss hierfür die gesetzlichen Voraussetzungen und förderliche Rahmenbedingungen schaffen. Für Hamburg fordern wir: Ankunftszentrum Rahlstedt sofort schließen – Wohnungen für alle!
Es rufen auf: Flüchtlingsrat Hamburg, Break Isolation Rahlstedt, Refugee Law Clinic Hamburg, Café Exil, Glasmoor Gruppe, Romani Kafava, Bündnis gegen Abschiebehaft Glückstadt – Hamburg, Freie Deutsch-Syrische Gesellschaft e. V., Afghan House e.V., Defund Syrian Embassy, Hamburger Bündnis gegen Rechts (HBgR), AG Flucht im Bündnis Solidarische Stadt HH, terre des hommes-Gruppe Hamburg, Caritas Hamburg, Diakonisches Werk Hamburg, Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV)
Wir nehmen die Veranstaltungswoche „zu-recht-kommen“ als Start eines 3-wöchigen Fotowettbewerbs und nehmen auch das Thema der Woche auf.
Was bedeutet zu-recht-kommen für mich im Kontext Flucht, Migration, Asyl? Welche verschiedenen Facetten hat das Thema, welche Bilder sehe ich vor mir?
Vom 23. August bis 12. September 2021 habt ihr die Möglichkeit, das Thema von vielen Seiten zu beleuchten und ganz nach euren fotografischen Vorstellungen umzusetzen.
Eine Jury bestehend aus verschiedensten Akteur*innen wird aus den eingesendeten Fotos die besten Bilder auswählen. Eine Preisverleihung sowie eine (Online-)Vernissage findet dann in der Interkulturellen Woche zwischen dem 27. September und 03. Oktober 2021 statt, ein genaues Datum wird zeitnah bekannt gegeben.
Weitere Informationen zu den Rahmenbedingungen finden Sie auf den folgenden Seiten.
Wir wünschen viel Spass beim Fotografieren!
Teilnahme und Abgabe
Der Personenkreis der Teilnehmer*innen ist nicht begrenzt. Teilnehmen kann jede*r!
Abgabe
Die Abgabe der Bilder kann zwischen dem 23. August 2021 und dem 12. September 2021 erfolgen. Jede*r Teilnehmer*in kann bis zu drei Werke per E-Mail (Emailadresse wird noch bekannt gegeben) einreichen. Die Größe der einzelnen Datei sollte nicht mehr als 4MB betragen. Es ist nur das JPG Format zugelassen. Bitte die Dateien möglichst so benennen: Vorname_Nachnme_#.jpg (# entsprechend 1,2,3)
Der Einsendung muss eine Bildliste beigefügt werden. Aus der Liste geht eindeutig hervor, welche Motive (öffentliche oder Ihre ganz persönlichen) auf dem Foto zu erkennen sind (Ort und Name, möglichst Datum). Also: (Bild) Vorname_Nachnme_#.jpg / Ort / Name/ Datum/ beschreibender Text
Preisverleihung und Vernissage
Die Preisverleihung sowie eine (Online-Vernissage) finden in der Interkulturelle Woche zwischen dem 27. September und 03. Oktober statt, ein genaues Datum wird zeitnah bekannt gegeben.
Durchführung
Jury
Die Jury wird vom der Redaktionsgruppe hamburgasyl berufen. Das Urteil der Jury ist nicht anfechtbar. Die Jurierungsergebnisse werden auf der Homepage bekanntgegeben. Die Jurierung ist nicht öffentlich.
Reproduktions- und Veröffentlichungsrecht
Mit der Einsendung erkennt der/die* Autor*in folgende Vereinbarung an: Die angenommenen Fotos dürfen von hamburgasyl ausschließlich im Rahmen der Berichterstattung über diese Veranstaltung im Internet, auf Datenträgern und Tageszeitungen sowie Ausstellungen unter Nennung des Urhebers unentgeltlich genutzt und veröffentlicht werden. Bilder und Texte werden hamburgasyl kostenlos zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus dürfen die angenommenen Werke auf der Website hamburgasyl veröffentlicht werden. Beschränkt auf die vorgenannten Verwendungen überträgt der Einsender hamburgasyl das Veröffentlichungs-, Nutzungs- und Reproduktionsrecht. Ein Honoraranspruch resultiert hieraus nicht. Jede weitere Verwendung darüber hinaus, insbesondere jegliche Verwertung oder Weiterverwertung durch Dritte, bedarf der ausdrücklichen Einwilligung des/der Autors*in.
Sonstiges
Die Autor*innen müssen im Besitz sämtlicher Bild- und Veröffentlichungsrechte sein. Der Veranstalter haftet bei Veröffentlichungen nicht für Rechtsverletzungen der Autor*innen.
Bei Fotomontagen (mit Computer bearbeitete Fotos) muss der/die Autor*in auch im Besitz der Urheberrechte aller Bildteile sein. Der/die Autor*in ist damit einverstanden, diesen Beweis auf Verlangen der Veranstalter zu erbringen.
Bei der Herstellung ihrer Werke dürfen die Autor*innen nicht gegen geltende Rechte und Gesetze verstoßen (z.B. Bundesnaturschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung, Wettbewerbsrecht, Recht am eigenen Bild etc). Die Autor*innen erkennen mit der Teilnahme alle vorgenannten Bedingungen unter Ausschluss des Rechtsweges an. Bei Nichteinhaltung dieser Ausschreibung und der Teilnahmebedingungen haben Einsendungen keinen Anspruch auf Jurierung. Falls sich später herausstellt, dass die Teilnahmebedingungen nicht eingehalten wurden, kann eine Disqualifikation auch nach der Jurierung noch erfolgen.
Hamburg, im Juli 2021
Der verantwortliche Veranstalter hamburgasyl Diakonisches Werk Hamburg – Landesverband der Inneren Mission e. V. Königstraße 54 22767 Hamburg
Die Entwicklungen in Afghanistan erschüttern uns zutiefst. Immer wieder erreichen auch uns in diesen Tagen Hilfegesuche und Fragen, was in der aktuellen Situation getan werden kann. Dazu möchten wir hier einige Informationen bereitstellen:
In Hamburg:
Demo „Solidarität mit der afghanischen Bevölkerung – Bleiberecht und sichere Fluchtwege für alle“ am Sonntag, 22.08., 17 Uhr am Jungfernstieg
Am Montag, 23.08. um 18 Uhr, findet in der Hauptkirche St. Jacobi ein Gebet für Afghanistan statt
Informationen zu Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan:
Für Ortskräfte deutscher Organisationen/Einrichtungen sowie Afghan:innen mit deutschem Aufenthaltstitel hat das Auswärtige Amt eine Telefonnummer und E-Mail-Adresse eingerichtet, bei der man Fälle melden kann.
Mail:040.krise19@diplo.de Phone: 0049 (0)30-1817-1000 oder 00 49 (0)30-5000-1000
Zwingend darin enthalten sein müssen / The email must include the following information:
Über die Seite www.kabulluftbruecke.de können einfach und schnell Anschreiben an die Wahlkreis-Vertreter*innen verschickt werden mit Forderungen zur Aufnahme und Evakuierung von Menschen in Afghanistan.
Ich schreibe euch heute mit der Bitte, Ihre und eure Aufmerksamkeit einem Thema zu widmen, dass mir gerade jeden Tag aufs Neue das Herz bricht: Afghanistan und die Situation der Menschen, die dort leben.
Seit mehreren Wochen sind die Taliban auf dem Vormarsch. Sie erobern nicht nur immer mehr Dörfer, sondern auch Provinzhauptstädte wie Kundus und Faisabad. Einige Menschen, die an diesen Orten gewohnt haben, schaffen es, mit ihren Familien irgendwie nach Kabul zu gelangen, um dort als Geflüchtete im eigenen Land zu leben. Andere müssen sich von einem auf den anderen Tag auf ein komplett neues Leben mit massiven Einschränkungen, Unterdrückungen, Gefahren und Gewalt einstellen. Bei sehr vielen Menschen wächst die Angst, dass sogar Kabul von den Taliban eingenommen werden könnte.
Im Krieg in Afghanistan geht es momentan nicht nur darum, wer in welcher Provinz die Vorherrschaft gewinnen kann. Künstler:innen, Journalist:innen, Aktivist:innen werden gezielt ermordet, ebenso diejenigen, die mit der afghanischen Regierung und Ausländer:innen zusammengearbeitet haben. Laut UN wurden allein im letzten Monat mehr als 1.000 Zivilist:innen getötet. Die Zahl der Kinder, die im Krieg sterben, steigt Laut UN von Tag zu Tag. Zusätzlich zur Gewalt des Krieges haben die Menschen in Afghanistan massiv unter Corona sowie unter einer Dürre und einer damit einhergehenden Hungersnot zu kämpfen. Selbst die Hoffnungsvollsten von denjenigen, die ich in Afghanistan kennengelernt habe, sehen momentan kaum noch einen Ausweg.
Die Menschen in Afghanistan haben in den letzten 45 Jahren mit allen denkbaren Mitteln für Frieden gekämpft: Mit Kunst, mit Wissenschaft, mit Sport, mit wochenlangen Friedensmärschen, mit Demonstrationen, mit Bildung, mit Theater, mit Filmen, mit Büchern, Gedichten, Graffiti, mit Spendenaktionen, Protesten, mit Journalismus, der mutiger ist, als ich es irgendwo sonst erlebt habe. Nirgendwo sonst habe ich so viele junge Menschen kennengelernt, die alles dafür tun, um ihr Land und ihre Gesellschaft irgendwie aus dem Schlamassel zu bringen.
Die deutsche Regierung war, wie viele andere westliche Regierungen, in den letzten 20 Jahren massiv an allem beteiligt, was jetzt zu diesem brutalen Chaos geführt hat. Die afghanische Gesellschaft nun ohne Unterstützung darin versinken zu lassen, kommt mir so brutal vor, dass ich weder daran glauben noch akzeptieren will, dass es so passiert.
Diejenigen von euch und Ihnen, die mich persönlich kennen, wissen, dass ich nicht gern und nicht oft um Hilfe frage. Jetzt aber bitte ich Sie, jetzt bitte ich euch von ganzem Herzen: Wenn Sie irgendwie können, leihen Sie Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit den Menschen in Afghanistan. Es gibt dafür mehrere Möglichkeiten:
1. Unterstützen Sie Petitionen für ein Visa-Programm für diejenigen, die in den letzten Jahren mit der Bundeswehr und anderen deutschen Ministerien gearbeitet haben und dabei ihr Leben riskiert haben. Viele von ihnen werden schon jetzt massiv bedroht, teilweise auch angegriffen. Ich und viele andere haben vor inzwischen acht (!) Jahren das erste Mal über das Thema berichtet. Die Problematik ist bekannt, passende Lösungen auch. Was fehlt ist der politische Wille. Petitionen können ein wichtiger Schritt dabei sein, diesen zu verändern. So wurden zum Beispiel heute Abschiebungen nach Afghanistan aus Deutschland ausgesetzt, unter anderem, weil zahlreiche Organisationen und Privatpersonen dies gefordert hatten.
Um die Petition zu unterstützen, können Sie sie auch in Ihrem jeweiligen Umfeld streuen.
2. Kontaktieren Sie Ihre lokalen Politiker:innen und machen Sie sie auf das Thema aufmerksam. Teilen Sie Ihnen mit, (natürlich nur falls dem so ist), dass das Thema Afghanistan sowie eine gerechte Asylpolitik für Sie bei der nächsten Wahl entscheidend sein werden.
3. Jede/r von uns kennt Menschen, die Einfluss haben, und sei es nur ein bisschen: Lehrer:innen, Unternehmer:innen, Prominente, Musiker:innen, Sportler:innen, Lokalpolitiker:innen, Gemeindevorstände, Schülersprecher:innen… Sprechen Sie mit Ihnen und machen Sie sie auf die Situation in Afghanistan aufmerksam und warum es wichtig ist, die Menschen vor Ort weiter zu unterstützen.
4. Wenn Sie finanziell unterstützen möchten: Wir haben in den letzten Jahren intensiv und häufig mit dem Afghanischen Frauenverein zusammengearbeitet. Er wurde von afghanischen Frauen, die in Deutschland im Exil leben, gegründet und unterstützt in Afghanistan an den Stellen, an denen es am nötigsten ist: mit Schulen für Mädchen und Jungen, mit Brunnen in verschiedenen Dörfern, die die Menschen mit dem wichtigsten überhaupt, mit sauberem Wasser, versorgen, mit Programmen für Frauen, die Unterstützung brauchen. Roger Willemsen war bis zu seinem Tod Schirmherr des Vereins. Seither übernimmt Herbert Grönemeyer diese Rolle. Ich weiß aus erster Hand, dass der Verein sehr gute Arbeit leistet und dass das Geld bei denjenigen landet, die es benötigen. Anders als bei großen Organisationen sind die Verwaltungskosten minimal – und transparent. Eine genaue Aufschlüsselung finden Sie hier: https://www.afghanischer-frauenverein.de/ueber-uns/#transparenz
5. Wenn Sie Menschen in Ihrem Bekanntenkreis haben, die in Afghanistan aufgewachsen sind, bieten Sie Ihnen nicht nur Ihr Mitgefühl, sondern auch Ihre Unterstützung an. Alle, die ich kenne, sind momentan in kaum auszuhaltender Sorge um ihre Familien und Freund:innen, die noch in Afghanistan leben. Ein offenes Ohr, Essen, das Sie vorbeibringen, oder einfach eine kurze Nachricht, die Mut zuspricht, kann wenigstens für einen kurzen Moment helfen.
Kein anderes Land hat mich so geprägt wie Afghanistan. Das liegt, ausschließlich, an den Menschen, die mir dort begegnet sind. Sie haben nicht nur geprägt, auf welche Art ich meine Geschichten erzähle. Sie haben auch geprägt, wer ich bin. Wenn Sie meine Arbeit schätzen, freue ich mich, wenn Sie diejenigen unterstützen, die ganz entscheidend dazu beigetragen haben, dass ich sie überhaupt mache.
Tausend Dank, von ganzem Herzen, für Ihre und eure Hilfe!
Diakonie, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe: Unbürokratische Aufnahme besonders gefährdeter Personen aus Afghanistan jetzt notwendig!
Berlin, den 17.08.2021 – Wegen der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan befinden sich erneut viele Menschen auf der Flucht – im Inland und über die Grenzen in die Nachbarländer. Dazu erklären die Präsidentin von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, und der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie:
Dagmar Pruin:
„Viele Menschen, die sich in den letzten Jahren – auch mit Geldern der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit – für den Aufbau von Demokratie, Menschenrechten und einer kritischen Zivilgesellschaft stark gemacht haben, sind jetzt in akuter Lebensgefahr. Was wir dringend brauchen, sind großzügige Schutzkontingente und die sofortige Evakuierung dieser besonders gefährdeten Personengruppen.
Schon vor der Machtübernahme der Taliban waren die Lebensumstände vieler Menschen in Afghanistan verzweifelt. Elf Millionen Menschen litten unter Hunger, mindestens 390.000 Menschen wurden seit Jahresbeginn vertrieben. Leider müssen wir davon ausgehen, dass sich die Not jetzt weiter verschärft. Wir werden alles dafür tun, dass wir unsere humanitären Hilfsprojekte im Land fortführen können.“
Ulrich Lilie:
„Deutschland und die EU müssen den Tatsachen ins Auge blicken: Es steht angesichts des Unrechtsregimes der Taliban eine neue Fluchtbewegung bevor. Erstzufluchtstaten wie Iran, Pakistan und Türkei brauchen Unterstützung, damit sie diese Menschen aufnehmen und mit dem Nötigsten versorgen können. Perspektivisch müssen Resettlement-Programme zur Aufnahme in der gesamten EU und natürlich auch in Deutschland entstehen. Niemand muss vor der neuen Aufnahme von Geflüchteten Befürchtungen haben. Etliche erfolgreiche Projekte haben gezeigt: Die Integration von Geflüchteten gelingt, sie ist aber kein Selbstläufer. Dazu braucht es Geduld, Engagement und einen langen Atem – auch in der Politik. Für Menschen, die bereits früher nach Deutschland geflohen sind, brauchen wir außerdem eine Bleiberechtsregelung, die unabhängig von einer Einzelfallprüfung für ein humanitäres Aufenthaltsrecht sorgt. Denn spätestens jetzt muss jedem klar sein: Weitere Abschiebungen sind nicht zu verantworten.“
Weiterhin kursiert unter anderem die nachfolgende Mailadresse, an die sich Menschen mit dringendem Evakuierungsbedarf und Bezug zu Deutschland wenden können. Auch wenn wegen der Notbesetzung der deutschen Botschaft am Kabuler Flughafen sicher kaum adäquat registriert und reagiert werden kann – heute Morgen ist ein Maschine mit nur 7 Personen an Bord ausgeflogen worden – , ist es doch wichtig, die Bedarfe und Gefährdungslagen aus unserer Sicht auch bei Menschen mit Familiennachzugsansprüchen sichtbar zu machen.
Es gibt folgende Mailadresse für Ortskräfte deutscher Organisationen/Einrichtungen sowie Afghan:innen mit deutschem Aufenthaltstitel, bei der man Fälle melden kann.
Namen aller Personen Geburtsdaten Passnummern Staatsangehörigkeit Erreichbarkeit (Handy, Email usw.)
Wichtig: man erhält keine Rückmeldung! Wenn man keine Fehlermeldung erhält, heißt das, dass die Mail durch ging. Man wird dann kontaktiert, wenn man evakuiert wird.
Sehr frustrierend: Es ist nicht geplant, Personen zu evakuieren, die derzeit auf Familienzusammenführung warten.
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